Kontrollen im 7-Tages-Rhythmus
Die Kontrollen, ob Völker schwärmen wollen, führe ich so schonend wie möglich durch: um die Bienen nicht unnötig zu belasten und weil durch jede Störung des Wärmehaushaltes im Volk Honig verloren geht.
Hohe Böden ermöglichen, die Schwarmkontrolle im Regelfall alleine durch Anheben der Zargen durchzuführen. Starke Völker bauen an der unteren Leiste der Rähmchen weiter und ihre Waben nach unten in den hohen Boden aus – hier sitzen normalerweise die Schwarmzellen, sofern es welche gibt.
Dass ich alle 7 Tage kontrolliere und nicht alle 9, liegt alleine daran, dass ich nur an den Wochenenden die nötige Zeit finde.
Wenn Schwarmzellen gefunden werden: Vorwegnehmen oder fliegen lassen?
In meiner bienengerechten Imkerei gibt es nur eine schwarmvorbeugende Maßnahme und keine einzige Vorschwarm-verhindernde: Wenn ich die ersten Honigräume rechtzeitig aufsetze, so beuge ich vielleicht dem einen oder anderen Schwarm vor, da ich keinen Platzmangel aufkommen lasse. Darüber hinaus aber wird weder auf Schwarmträgheit gezüchtet noch geschröpft noch werden alte Königinnen frühzeitig ersetzt.
Und wenn einmal die erste Schwarmzelle bestiftet ist, das geschieht je nach Jahr bei 30 bis 50 Prozent meiner Völker, so lasse ich der Natur zunächst ihren Lauf.
Anhand der Größe und Form der ältesten Weiselzelle bestimme ich den Zeitpunkt, an dem der Schwarm frühestens ausziehen wird, und lege mit Blick auf meinen Kalender fest: Habe ich jeden Tag genügend Zeit, um mehrfach am Nachmittag die (dafür zurechtgestutzten) Bäume in unmittelbarer Nähe meines Bienenstöcke zu kontrollieren und auf ausgeflogene Schwärme abzusuchen, so entscheide ich mich vielleicht dafür, einen Naturschwarm zuzulassen. In der Regel aber nehme ich die Schwärme vorweg: Maximal zwei Tage, bevor die erste neue Königin schlüpfen würde, bilde ich mit ungefähr der Hälfte der Bienen und der alten Königin einen vorgenommen Schwarm.
Pflege vorweggenommener Schwärme, die am Stand verbleiben
Einen vorweggenommenen Schwarm am Standort zu belassen hat Vor – und Nachteile.
Es wahrscheinlich die bequemste und wirtschaftlichste Methode für den Imker: Er kann alle Eingriffe am Stand vornehmen und muss seinen PKW nicht bemühen. Der vorweggenommene Schwarm wird nach seiner Bildung am Platz des ursprünglichen Volkes belassen, das übrig gebliebene Restvolk wird am selben Bienenstand an einen anderen Platz gebracht und gibt seine Flugbienen an den Schwarm ab. Dies verhindert zuverlässig Nachschwärme und damit weitere Arbeit und weitere Eingriffe.
Allerdings ist das Bilden von vorweggenommenen Schwärmen am selben Platz auch die am wenigsten bienengemäße: Der simulierte Akt des Schwärmens wird in Rekordzeit ausgeführt und auf wenige Schritte reduziert: auf die, die der Imker für die wesentlichen hält. Auch wenn ich oft so arbeiten muss, wenn ich meine Imkerei mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln und der mir zur Verfügung stehenden Zeit erfolgreich betreiben will: Man sollte diesen Weg nicht gehen, ohne ihn immer wieder kritisch zu hinterfragen und sich dabei bewusst zu bleiben, dass es im Sinne des Bienenwesens nicht der optimale ist.
Ein vorweggenommener Schwarm, der am Standort belassen werden soll, wird nicht in Kellerhaft genommen, damit er unmittelbar Flugbienen vom Restvolk aufnehmen kann.
Gefüttert werden muss er unbedingt bereits am Folgetag mit einem Sirup aus 2 kg Zucker, 2 Liter Kamillentee, 100 Gramm Honig und 1 Prise Salz – er hat ja im Gegensatz zu einem Naturschwarm nicht Vorräte für mehrere Tage mitgenommen.
Eine Woche später wird erneut mit derselben Menge an Sirup gefüttert, eine Woche später nur noch ausschließlich mit Honig: Schwärmen soll im selben Jahr noch eine Honigzarge aufgesetzt werden können, falls die Trachtbedingungen dies ergeben. Die ersten zwei Fütterungen werden von den Bienen, so meine ich, ausschließlich für die Produktion von Wachs im Naturbau eingesetzt. Die dritte Charge könnte in Teilen eingetragen werden und soll nicht später im Honigraum laden.
Eine Milchsäurebehandlung, die normalerweise eine Woche nach Vorwegnahme erfolgen würde, muss ebenfalls unterbleiben, da eventuell noch Honig geerntet werden soll.
Pflege vorweggenommener Schwärme, die an einen Außenstand gebracht werden
Wenn der vorweggenommene Schwarm an einen anderen Standort gebracht werden soll, so muss er zunächst 3 Tage in Kellerhaft. Im übrig gebliebenen Restvolk werden möglichst alle Schwarmzellen bis auf 2 entfernt, um Nachschwärme zu verhindern.
Die Fütterung erfolgt wie oben beschrieben am Tag nach der Schwarmbildung.
Pflege von Naturschwärmen vom eigenen Stand
Naturschwärme vom eigenen Stand müssen zwar nicht in Kellerhaft, werden aber erst am übernächsten Tag erstmals gefüttert. Im übrig gebliebenen Restvolk werden ebenfalls möglichst alle Schwarmzellen bis auf 2 entfernt.
Pflege von fremden Naturschwärmen und solcher ungewisser Herkunft
Nur fremde Schwärme und solche, über deren Herkunft ich mir nicht sicher bin, gehen 3 Tage lang in Kellerhaft und werden dort nicht gefüttert, weil sie ihre Vorräte aufbrauchen sollen. So gehen auch eventuelle Faulbrut-Sporen, die sich möglicherweise im Futter befinden, verloren. Die Fütterung erfolgt dann unmittelbar nach dem Einlogieren in die Beute.
Pflege der Restvölker
Falls Nachschwärme verhindert werden sollen, müssen alle Schwarmzellen bis auf 2 entfernt werden. Ich mache dies ohne Skrupel: Die Nachschwärme, insbesondere die ersten, fliegen deutlich weiter als Vorschwärme und hängen sich zudem gerne in die höchsten Wipfel. In denen sind sie nicht nur schwer zu entdecken, sondern auch kaum zu fangen. Mir ist das Risiko zu hoch, dass ein starker Nachschwarm nicht gefangen wird und in unserer bienenfeindlichen Kulturlandschaft auf Grund fehlender Blüher bereits im selben Sommer verhungert oder andernfalls in einem Rolladenkasten dem Einsatz von Insektenspray eines aufgebrachten (und ahnungslosen) Hausbesitzers zum Opfer fällt, weil passende Bäume fehlen. Auch der Varroa, die ein wildes Bienenvolk mit großer Wahrscheinlichkeit über kurz oder lang dahinraffen würde, will meine Bienen, für die ich mich verantwortlich fühle, nicht überlassen.
Auch manche Restvölker können bei guter Tracht noch Honig für eine Ernte eintragen; allerdings nur in den wenigen Tagen, die verbleiben, bis die neue Königin mit der Eiablage beginnt. Die Restvölker sollten hierfür möglichst wenig angetastet werden, weil weitere Eingriffe nicht nur mehr Stress beim neu entstehenden Bien verursachen, sondern auch die Chance verringern, noch etwas Honig zu bekommen. Insbesondere bei früh abgehenden Naturschwärmen ist dies möglich: Der Honigraum wird auf dem Restvolk belassen und dieses am selben Platz.
Schluss damit ist spätestens am 31. Tage nach Ablage des Eis, aus der die neue Königin geschlüpft ist. Nun ist ein Restvolk am ehesten brutfrei und wird durch Besprühen mit Milchsäure behandelt. Dabei können einfach alte Rähmchen entfernt werden, wenn nötig.
Spätestens jetzt wird jedes Restvolk mit Futterteig aus jeweils 6 kg Bio-Puderzucker und 2 kg Honig gefüttert.
Bei Restvölkern, die auf Grund von Platzmangel am Bienenstand neu zusammengesetzt werden, sowie jenen, die durch Umstellen ihre Flugbienen verlieren, ist keine Honigernte mehr möglich. Sie sollten ihre Futterteigportion gleich nach diesen Eingriffen und nicht erst nach der Milchsäurebehandlung erhalten, die bei diesen nichtsdestotrotz am 31. Tag erfolgt.